Weltladen Herborn unterstützt Handelspartner mit Fairwertsteuer
Moderate Ladenöffnung zum 16.März
Die Auswirkungen der Corona-Pandemie treffen auch den Fairen Handel hart. Am schwersten betroffen sind die Produzenten weltweit, von denen viele um ihre Existenz fürchten müssen. Weltläden, Fair-Handels-Unternehmen und andere Organisationen des Fairen Handels zeigen große Solidarität und unterstützen ihre Partner bei der Bewältigung der Krise.
„Abstand halten!“ ist das Gebot der Stunde. Doch im Fairen Handel arbeiten derzeit alle Partner noch enger zusammen, um die Corona-Krise zu bewältigen. „Viele Produzenten des Fairen Handels in Afrika, Asien und Lateinamerika leiden enorm unter den Auswirkungen der Coronakrise“, sagt Frank Sträßer vom Weltladen Herborn. Er beschreibt die Situation in vielen Ländern, aus denen der Weltladen seine Waren bezieht: „Werkstätten sind geschlossen, Ware kann nicht ausgeliefert werden und Ausgangssperren verhindern, dass Mitarbeitende zur Arbeit fahren. Vor allem kleinere Organisationen stehen vor dem Ruin. Einige haben Produktionsmittel verkauft, um die notleidende Belegschaft mit Lebensmitteln unterstützen zu können. Viele Lager sind leer und die Organisationen haben keine Mittel zur Beschaffung von Rohwaren, um die Produktion wieder aufnehmen zu können.“ Deshalb will das Fachgeschäft für Fairen Handel am Kornmarkt zum 16. März den Ladenbetrieb an drei Wochentagen wieder aufnehmen. Nachdem in den vergangenen Wochen nur Vorbestellen und Abholen möglich war, ist ab kommender Woche die moderate Ladenöffnung geplant. So wird dienstags und freitags von 10 Uhr bis 18 Uhr sowie an Samstagen von 10 Uhr bis 13 Uhr geöffnet.
„In dieser schwierigen Situation beweist der Faire Handel seine Stärke als solidarisches Wirtschaftsmodell entlang der gesamten Lieferkette“, so Steffen Weber, Geschäftsführer des Weltladen-Dachverbandes. Dabei unterstützen auch Produzentenorganisationen ihre Mitglieder auf vielfältige Weise. Bei Kiboko Leisure Wear in Nairobi, Kenia zum Beispiel konnten notleidende Arbeiter und Arbeiterinnen über den firmeneigenen Sozialfonds kurzfristig unterstützt werden. Es wurden Lebensmittel und Gas zum Kochen gekauft, Mieten und Überbrückungsgelder gezahlt sowie Kleinvieh zur Selbstversorgung angeschafft. Gespeist wird der Sozialfonds u.a. durch die Fair-Handels-Prämie, die essentieller Teil der Preisgestaltung im Fairen Handel ist.
Auch die Fair-Handels-Importeure, die die rund 900 Weltläden in Deutschland beliefern, haben ihre Handelspartner mit erheblicher finanzieller Nothilfe sowie der Aufrechterhaltung der Bestellungen und Vorauszahlungen unterstützt. Sie sind damit ein großes Risiko eingegangen, da nicht abzusehen war, ob die Weltläden die Waren unter den Bedingungen des Lockdowns in Deutschland verkaufen können. Swapan Kumar Das, Geschäftsführer von Prokritee aus Bangladesch, hebt die Bedeutung dieser Handelspraxis für die Produzentengruppen hervor: „Eine wichtige Sache war, dass alle Bestellungen bestehen blieben. Keine wurde abgesagt während der Corona-Zeit. Wir entwickelten Kleinaufträge, die zu Hause hergestellt werden konnten. Die Handwerkerinnen waren entschlossen, zu Hause zu produzieren. Alles in allem war es kein großes Einkommen, aber es gab immerhin etwas, das sie verdienten.“
Am Ende der fairen Lieferkette stehen die Weltläden. Mit viel Engagement halten die überwiegend ehrenamtlich Mitarbeitenden die Läden offen und schaffen so einen Absatzmarkt für die Waren der Handelspartner. „Dank unserer treuen Kundschaft und unseres engagierten Teams sind wir bisher ganz gut durch die Corona-Krise gekommen“, sagt Frank Sträßer. Mit der Aktion #fairwertsteuer zeigen auch Weltläden und ihre Kundschaft ihre internationale Solidarität. In der Zeit von Juli 2020 bis Weihnachten (dem Lockdown) geben viele Weltläden die Mehrwertsteuer-Absenkung nicht an die Kundschaft weiter, sondern zahlen die Einsparung in einen Fonds, der Fair-Handels-Produzenten im Globalen Süden zugutekommt. Bis Anfang Dezember konnte der Herborner Weltladen 940 Euro, und der Weltladen-Dachverband bis heute so mehr als 489.000 Euro einsammeln. „Der Bedarf an finanzieller Unterstützung ist nach wie vor enorm und wir freuen uns über die große Bereitschaft der Weltläden und ihrer Kundschaft, die Produzentenpartner über die Aktion #fairwertsteuer zu stärken“, so Steffen Weber vom Weltladen-Dachverband.
Weitere Informationen: https://www.weltladen.de/fuer-weltlaeden/aktion-fairwertsteuer/