Nachlese: Der Kongo zu Gast im Weltladen
Handys, alles andere als smart und fair – Über den Zusammenhang von Rohstoffen und bewaffneten Konflikten im Kongo
Über die dunkle und konfliktträchtige Kehrseite der weltweiten Vernetzung via Mobiltelefon. informierte ein Vortrag von Jaqueline Schlesinger, Diözesanreferentin des Bistums Limburg, im Herborner Weltladen. Ob alt oder neu, Handys, Smartphones und andere Elektrogeräte funktionieren durch Edelmetalle im Innern. Schätzungsweises die Hälfte des weltweit genutzten Coltan bzw. Tantal – neben Elektrogeräten auch in Flugzeugtriebwerken, medizinischen Implantaten und in der Raumfahrt verwandt – stammt aus der Demokratische Republik Kongo oder Ruanda.
Die Demokratische Republik Kongo ist flächenmäßig das zweitgrößte Land, mit dem größten zusammenhängenden Regenwaldgebiet des afrikanischen Kontinents. Gleichzeitig werden Bodenschätze – wie Diamanten, Erdgas, Rohöl, Erze und seltene Erden – abgebaut und stellen wichtige Exportgüter dar. Doch trotz, oder gerade wegen, des Reichtums an Bodenschätzen zählt der Kongo zu den ärmsten Ländern der Welt und bewaffnete Konflikte um die Rohstoffe schüren seit zwei Jahrzehnten den Bürgerkrieg in der DR Kongo. Die Vereinten Nationen gehen davon aus, dass seit Beginn dieses Jahrhunderts über 5 Millionen Menschen den gewaltsamen Auseinandersetzungen um die Bodenschätze zum Opfer fielen.
Systematisch erobern Rebellengruppen in der Provinz Kivu im Ostkongo Coltanminen und verkaufen das seltene Erz illegal. Die Zivilbevölkerung wird brutal vertrieben, das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) schätzt, dass fast 3 Mio. Kongolesen als Flüchtlinge im eigenen Land gelten und bereits 500.000 Menschen in Nachbarstaaten geflohen sind. Vergewaltigungen werden gezielt als Kriegswaffe eingesetzt, mit verheerenden Folgen für jedes einzelne Opfer wie auch gesamtgesellschaftliche Konsequenzen, werden Vergewaltigungsopfer nicht selten von ihren Familien verstoßen.
Der Vortrag thematisierte auch Mut machende Initiativen, wie die von Thérèse Mema, die im Kongo mit finanzieller Unterstützung, zum Beispiel von missio, Traumazentren aufgebaut hat und betreut. Hier haben Gewaltopfer die Chance über ihre Erlebnisse zu sprechen und an Alphabetisierungs- und Ausbildungskursen teilzunehmen. Ein wichtiges Ziel ist nehmen der Bewältigung unterschiedlichste Traumata die Ursachenbekämpfung, ohne die eine langfristige Änderung der Situation in der DR Kongo nicht möglich sein wird.